Feuerwehr Walle erlebte in ihrer Geschichte Höhen und Tiefen

 Feuersbrünste zerstörten vor Gründungen von Feuerwehren nicht selten ganze Städte und Dörfer. So wurde im Jahre 1514 in der so genannten Sächsischen Fehde die kleine Ortschaft Aurich vom Marktplatz bis zum Ende der Burgstraße ein Raub der Flammen. 1561 fielen viele Häuser der Burgstraße Bränden zum Opfer, 1831 traf es dann die Osterstraße. 22 Häuser wurden am 14. Mai 1856 in der Nürnburgerstraße zerstört. Bei größeren Brandunglücken konnte man oftmals nur zusehen während kleinere Brände mit Wassereimern eingedämmt werden konnten.

Auch Walle blieb von Brandunglücken nicht verschont. Die stroh- und reitgedeckten Häuser mit ihren Futtervorräten standen schnell in Flammen. Am 25. Februar 1854 brannten drei Häuser nieder. Nicht nur materielle Schäden waren zu verzeichnen, es starben auch Menschen.

Während es in den Städten bereits im vorigen Jahrhundert (z.B. in Aurich 1885) zu Gründungen von Freiwilligen Feuerwehren kam, sollten noch Jahrzehnte vergehen, bis auf dem flachen Lande ein organisierter Feuerschutz aufgebaut wurde. Im Ortsteil Walle geschah dieses am 1. September 1934. 18 Einwohner meldeten sich sofort freiwillig und die erste Feuerlöschgruppe in Walle war geboren. Bereits im Gründungsjahr wurde die junge Wehr zu einem Einsatz bei einem Moorbrand gerufen. Mangels ausreichender Geräte konnten die Männer - wie auch bei späteren Gelegenheiten - nur zusehen oder der besser ausgestatteten Auricher Wehr helfen. 

 1938 sollte die Wehr nach einem ministeriellen Erlass als Hilfspolizei agieren. Hiermit konnten jedoch die Wallster nicht viel anfangen. Sie erfreuten sich vielmehr daran das am 6. August 1939 endlich die langersehnte Motorspritze mit 300 Meter Schlauchmaterial vom Auricher Bahnhof abgeholt werden konnte. Es folgte im Oktober die Übergabe einer Zugmaschine der Marke Bük. Genauso wichtig war jetzt die Errichtung eines eigenen Gerätehauses. Im Sommer 1940 konnte das Gerätehaus (Spritzenhaus) an der Ehebrücke bei Christoffers eingeweiht werden. Dieses Gebäude stand den Feuerwehrleuten rund 30 Jahre als Ausbildungshaus und zur Unterbringung von feuerwehrtechnischem Material zur Verfügung.

Während der Kriegsjahre, wenn auch oft unter erschwerten Bedingungen durch Einberufungen der Mitglieder zum Kriegsdienst, konnte der Brandschutz sichergestellt werden. In diesen Jahren, in denen der Luftschutz eine besondere Bedeutung erhielt, wurden sie auch zu vielen Einsätzen infolge schwerer Bombenabwürfe nach Emden gerufen. Die Einrichtung eines ständigen Wachlokals in der Gaststätte Christoffers, das rund um die Uhr besetzt war, schaffte die Voraussetzung für einen schnellen Einsatz. Die Ausrüstung wurde stetig ergänzt. Im Jahre 1942 erhielt die Wehr ein Löschgruppenfahrzeug (LF 8).

Nachwuchssorgen hatte die Wehr auch nach Ende des zweiten Weltkrieges nicht. Die Mitglieder fanden sich nicht nur bei Übungsabenden und Brandeinsätzen zusammen, sondern auch zu feierlichen Veranstaltungen. Zur Wehr Walle gehört auch die jetzt weitbekannte Feuerwehrkapelle, die kurz nach Kriegsende schon bald 20 Musiker umfasste. Sie kamen größtenteils aus den von Besatzungsmächten aufgelösten Kriegsvereinskapellen.

Die Schlagkraft der Wehr wurde erhöht durch laufende Vervollständigung und Neuanschaffungen des Geräteparks und der feuerwehrtechnischen Ausrüstung. 1957 wurde ein neues LF 8 der Marke Opel Blitz ausgeliefert, ein Mannschaftstransportwagen (VW-Bulli) folgte im Jahre 1968. Laufende Ergänzungen wie z.B. Atemschutzgeräte, Sirenen und ein Schlauchanhänger, Funkgeräte, Scheinwerfer sowie persönliche Schutzausrüstungen folgten. 1978 bekam die Truppe den langersehnten weiteren LF 8 der Marke Magirus Deutz. Etwas später kam dann noch ein Stromaggregat hinzu. Wie notwendig diese Anschaffungen waren konnte die Wehr bei zahlreichen Einsätzen unter Beweis stellen. Um mit den Gerätschaften den Brandschutz sicherzustellen, absolvierten die Mitglieder viele Übungsstunden und Lehrgänge.

Durch die umfangreiche Ausstattung wurde das Gerätehaus an der Ehe schnell zu klein. Ein neues größeres Feuerwehrhaus musste her. Am 6. Dezember 1969 konnten die Wallster Blauröcke das neuerbaute Gerätehaus an der Utlandhörner Straße beziehen. Nun konnten alle Fahrzeuge in ihren Boxen untergebracht werden und es war Stauraum für feuerwehrtechnisches Material vorhanden. Außerdem hatten die Mitglieder im Obergeschoss noch einen Ausbildungsraum, sanitäre Anlagen und eine Küche, die sie ihr eigen nennen konnten.

Die Wehr war auch für andere Dörfer und deren Brandschutz zuständig. Da bei den Mitgliedsgemeinden Moordorf und Georgsfeld keine schlagkräftige Gruppe vorhanden war, wurde die Freiwillige Feuerwehr Walle mit dem Feuerschutz beauftragt. Im Jahre 1952 wurde deshalb der Feuerlöschverband Walle-Moordorf-Georgsfeld aus der Taufe gehoben. Am 1. April 1952 setzten die drei Bürgermeister der Mitgliedsgemeinden ihre Unterschrift unter den Vertrag und auch die Finanzierung des Verbandes wurde geregelt. Nun rückte die Wallster-Wehr ebenfalls zu Brandeinsätzen und Hilfeleistungen in Moordorf und Georgsfeld aus.

Nach dem Gebietsänderungsvertrag 1972, als 20 Landgemeinden sich mit Aurich zur neuen Stadt vereinigten, musste auch der alte Feuerlöschverband umstrukturiert werden. Ab jetzt hieß er Feuerlöschverband Aurich- Südbrookmerland, der jetzt die Ortsteile der Stadt Aurich, Walle, Georgsfeld und Moordorf umschloss. Die Finanzierung übernahmen dann Aurich und Südbrookmerland je zur Hälfte.

Aufgrund der erhöhten Anforderungen musste die Ausrüstung und Ausbildung ständig verbessert werden. Stetig wurde neues feuerwehrtechnisches Material angeschafft. Größere Anschaffungen waren 1986 ein neuer VW-Bulli und 1997 ein Löschgruppenfahrzeug LF8/6. Jetzt wurden 600 Liter Wasser für den Erstangriff in einem Tank im Fahrzeug mitgeführt. Im darauf folgenden Jahr kam ein zweiter Mannschaftstransportwagen dazu. Der alte wurde im September 2008 durch einen neuen ersetzt. Die Ausbildung und der Leistungsstand der Mitglieder wurde ständig an Feuerwehrschulen auf Kreis- und Landesebene gefestigt.

Einen herben Rückschlag musste die Wallster-Wehr im Jahre 2004 erleben. Politiker aus Südbrookmerland entschieden sich dafür, den Feuerlöschverband Aurich-Südbrookmerland aufzulösen und den Brandschutz in Moordorf durch eigene Wehren in Südbrookmerland sicherzustellen. Hierdurch war die Wallster-Wehr gezwungen, sich von den Kameraden aus Moordorf, die im Löschverband ihren Dienst versahen, zu trennen. Sogar der damalige Ortsbrandmeister der Wehr musste sein Amt niederlegen. Es war ein tiefer Einschnitt, von dem man sich nur schwer erholen konnte. Denn aus Kameraden waren längst schon Freunde geworden.

Es folgte die neue Gebietsaufteilung der Stadt Aurich, wodurch der Brandschutz neu geregelt wurde. Auch die Wallster bekamen ein großes Stück vom Kuchen ab. Mannschaft und Gerät waren jetzt zuständig für den Brandschutz und die Hilfeleistung in den Dörfern Walle, Georgsfeld und Teilen von Extum und Aurich. Bis zum heutigen Tage stehen die aktiven Mitglieder der Feuerwehr Walle an 365 Tagen rund um die Uhr für die Sicherheit in ihrem Brandschutzabschnitt bereit. Ferner organisieren sie das traditionelle und beliebte Osterfeuer mit Fackelumzug für Kinder, sind zuständig für die Weihnachtbeleuchtung in Walle und nehmen auch sonst am Dorfleben und an Veranstaltungen teil.

Neue Mitglieder sind immer willkommen.

Ortsbrandmeister
1934 - 1936       Martin Siebels
1936 - 1956       Hinrich van Markt
1956 - 1966       Christians Siebels
1966 - 1986       Johannes Jürgens
1986 - 2000       Johann Stromann
2000 - 2003       Stefan Otten
2003 - 2004       Johann Stromann
2005 - 2013       Harald Henning
2013 - heute      Karsten Jakobs


Text: Karsten Jakobs